Im Artikel „Netzstabilität durch Regelenergie“ wurde das Thema Regelleistung im groben Rahmen einführend skizziert. Um etwas tiefgehender über diesen Bereich zu informieren, sollen in diesem Post die verschiedenen Arten von Regelleistung vorgestellt werden. Reserveleistung wird an dieser Stelle nicht behandelt, da es sich sowohl vom Zweck als auch von der Qualität her nicht um originäre Regelleistung i. e. S. handelt.
Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) beschaffen in definierten Zeitabständen gemäß den Regeln des europäischen Verbundnetzbetriebes der UCTE (engl.: Union for the Coordination of Transmission of Electricity, dt.: Union für die Koordinierung des Transports von Elektrizität) die folgenden unterschiedlichen Regelleistungsarten, die im unten stehenden Diagramm in Abhängigkeit ihres jeweiligen Erbringungszeitraums schematisch dargestellt sind (Quelle: http://www.regelleistung.net):
- Primärregelung: Für die Primärregelleistung (PRL) gilt die Verpflichtung der Bereitstellung durch alle im UCTE-Gebiet synchron verbundenen ÜNB und damit die Deckung nach dem Solidaritätsprinzip. Die vollständige Aktivierung der Regelleistung erfolgt automatisch innerhalb von maximal dreißig Sekunden. Der durch die PRL abzudeckende Zeitraum beträgt pro Störungsfall zwischen 0 und 15 Minuten.
- Sekundärregelung: Maßgeblich neben der Frequenzregelung ist bei der Sekundärregelleistung (SRL) der energetische Ausgleich der entsprechenden Regelzone. Die Aktivierung erfolgt unmittelbar und automatisch durch den jeweils betroffenen ÜNB, wobei die vollständige Erbringung der Regelleistung innerhalb von maximal fünf Minuten gewährleistet sein muss.
- Minutenreserve: In bezug auf die Minutenreserveleistung (MRL, auch: Tertiärregelung) gilt der telefonische und fahrplangestützte Abruf durch den ÜNB. Dabei erfolgt die vollständige Aktivierung innerhalb von fünfzehn Minuten ab dem vorausgehenden telefonischen Abruf. Der abzudeckende Zeitraum beträgt pro Störungsfall zwischen 15 und 60 Minuten (= zwischen einer und vier Viertelstundenscheiben) und entsprechend bis zu mehreren Stunden bei mehreren Störungen.