Die sogenannte Ökobilanzierung, auch als Life Cycle Assessment (LCA), Produktlebenszyklusanalyse oder objektbezogene Ökobilanz bezeichnet, repräsentiert ein klassisches Instrument des betrieblichen Umweltmanagements, das in der Normenreihe DIN EN ISO 14040 ff. ausführlich erläutert wird. Im einzelnen beschreiben diese normativen Richtlinien die Prinzipien und allgemeinen Anforderungen bezüglich einer Ökobilanz (ISO 14040), die Festlegung von Ziel und Untersuchungsrahmen sowie die Sachbilanz im Rahmen einer Ökobilanzierung (ISO 14041), die darauf folgende Wirkungsabschätzung (ISO 14042) sowie die abschließende Auswertung einer Ökobilanz (ISO 14043). Die produktbezogene Ökobilanzierung dient dabei im wesentlichen der systematischen Erfassung aller durch die Herstellung, Nutzung und Entsorgung eines Produktes (Produktlebenszyklus, engl.: from cradle to grave = „von der Wiege bis zur Bahre“) ausgelösten systembezogenen Stoff- und Energieströme. Diese Betrachtung umfasst in diesem Zusammenhang alle Phasen des Produktlebensweges einschließlich der notwendigen vor- und nachgelagerten Transport- und Recyclingvorgänge.
Die einzelnen Bestandteile bzw. Prozessschritte einer klassischen (Produkt-)Ökobilanz sind die Zieldefinition, d. h. die Festlegung des Bilanzierungsziels sowie des Untersuchungsrahmens (engl.: goal and scope definition) inklusive der räumlich, sachlich und zeitlich festzulegenden Systemgrenzen, Allokation, Datenqualität etc. Daran schließt sich die sogenannte Sachbilanz (engl.: Life Cycle Inventory, LCI) an, die eine Datensammlung ebenso wie Berechnungsverfahren zur Quantifizierung der relevanten Input- und Outputflüsse des jeweils betrachteten Produktsystems umfasst. Es folgt die sogenannte Wirkungsbilanz (engl.: Life Cycle Impact Assessment, LCIA), die der Beurteilung der Bedeutung potenzieller Umweltwirkungen des Zielobjekts mit Hilfe der Ergebnisse der vorangehenden Sachbilanz dient. Im Rahmen dieser Vorgehensweise werden die generierten Daten der Sachbilanz im Sinne einer Klassifizierung verschiedenen Umweltwirkungskategorien zugeordnet, so z. B. der häufig anzutreffenden Wirkungskategorie der „Energieressourcen“. Hernach folgt die zentrale Wirkungsabschätzung („Charakterisierung“), wobei die vormals klassifizierten Daten mit Hilfe eines Modells in spezifische Wirkungsindikatoren umgerechnet und weiterhin aggregiert werden (z. B. CO2– und CH4-Emissionen → Wirkungsindikator „Treibhauseffekt“). Ggfs. erfolgt anschließend noch eine optionale Normalisierung, die den Bezug der selektierten Wirkungsindikatoren zum Zwecke einer kontinuierlichen Standardisierung beispielsweise auf entsprechende nationale oder globale Daten herstellt. In der abschließenden Auswertung und Interpretation werden die erarbeiteten Ergebnisse aus Sachbilanz und Wirkungsabschätzung mit dem zu Beginn determinierten Ziel und Untersuchungsrahmen abgeglichen, aufbereitet und zusammengeführt.
Insbesondere für den Themenbereich Strom-, Wärme- und / oder Kraftstoffproduktion aus regenerativen Energieträgern bieten sich aufgrund bestehender ökologischer Umweltwirkungen des Gesamtprozesses derartige produktorientierte Ökobilanzen an, da sich in der strategischen Planung zur Entwicklung und Verbesserung dieser Erzeugnisse, aber auch im Marketingbereich, wo öffentlichkeitswirksame Produktinformationen u. a. von gesellschaftspolitischer Bedeutung sind, diverse Anwendungsmöglichkeiten für diese Instrumente ergeben.