Beim Betrieb von Offshore-Windenergieanlagen entstehen neben den in den vorangegangenen Artikeln erwähnten Herausforderungen weitere, vor allem technische und standortbedingte Unwägbarkeiten. Diese zusätzlichen Einflussfaktoren auf den ordnungsgemäßen Anlagenbetrieb sollen in den beiden folgenden Beiträgen vorgestellt werden.
So muss beispielsweise bei einem temporären Ausfall einer Windkraftanlage auf See mit einer mittleren Stillstandszeit von bis zu zwei Wochen gerechnet werden, bevor eine korrigierende Wartung bzw. entsprechende Reparaturarbeiten erfolgen können, wenn der Zugang durch Arbeitsschiffe erfolgt. Derart lange Ausfallzeiten und damit entfallende Produktionsmengenerlöse können allerdings auch durch vergleichsweise kleine Fehler bzw. Ursachen ausgelöst werden, die in der Regel ebenfalls vor Ort zu beheben sind, falls sie nicht über die implementierte Fernsteuerung bzw. -überwachung korrigiert werden können.
Der Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Offshore-Windparks ist in solchen Fällen eines wenn auch nur zeitlich kurzfristigen Stillstandes einer oder sogar mehrerer Windturbinen von gravierendem Ausmaß. Daher könnte die Erreichbarkeit der Windenergieanlagen trotz der in den Artikeln „Betrieb und Wartung von Offshore-Windparks“ ff. und „Anlandungsvorrichtungen für Boote und Helikopter im Offshore-Bereich“ erwähnten hohen Kosten mittels Hubschrauber und einem Abseilen von Wartungspersonal und -material unter Umständen ökonomisch sinnvoll sein, hält man sich die während der Stillstandszeiten pro Stunde anfallenden Opportunitätskosten der Stromerzeugung durch die störungsbetroffene(n) Windkraftanlage(n) respektive eventuell sogar des gesamten Windparks vor Augen.
Allgemein führen die Fragen bezüglich einer „finalen“ Offshore-Windanlagentechnik und des damit einhergehenden Aufwandes für ihre Wartung und Instandsetzung stets zu der Erkenntnis, dass diesbezügliche Aussagen – auch zur Wirtschaftlichkeit von Windenergieanlagen auf See – grundsätzlich mit Unsicherheiten verknüpft sind und von daher nur Prognosen über die Anlagenverfügbarkeit auf der Basis historischer oder modellierter Daten möglich sind.
Die Kostenverhältnisse sowie Einschätzungen über etwaige Einflussfaktoren hinsichtlich der Störanfälligkeit und Lebensdauer können von den heute bereits realisierten Offshore-Windparks mit sich von den geplanten Projekten wesentlich unterscheidenden Rahmenbedingungen nicht ohne weiteres übertragen werden, und gerade der Aspekt der Wirtschaftlichkeit ist es, der bei der Beurteilung bzw. Relativierung des zur Verfügung stehenden Potenzials der offshore-technisch machbaren Windenergienutzung eine große Rolle spielt.
Weiterführende Informationen zum Thema finden sich unter anderem in der Studie „Untersuchung der wirtschaftlichen und energiewirtschaftlichen Effekte von Bau und Betrieb von Offshore-Windparks in der Nordsee auf das Land Niedersachsen“ der Niedersächsischen Energie-Agentur GmbH, Hannover, in Zusammenarbeit mit der UL International GmbH (DEWI), Wilhelmshaven, sowie dem Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung e. V., Hannover, im Auftrag des Niedersächsischen Umweltministeriums, Hannover.