Die in den vorigen Artikeln angesprochene Thematik, das Stromnetz für die Aufnahme von additiver Energie aus Offshore-Windkraft entweder zu verstärken oder auszubauen, sollte insbesondere vor dem Hintergrund des diesbezüglichen Kosten-Nutzen-Verhältnisses betrachtet werden.
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, das Netz in Norddeutschland auf einmal für eine Leistungsaufnahme von beispielsweise 20.000 MW auszubauen, in dem Wissen, dass noch weitere Offshore-Windparks in entsprechendem Leistungsumfang folgen werden. In jedem Fall müssen aber neue bzw. zusätzliche Übertragungsleitungen bzw. -trassen im Süden und vor allem in der Mitte Deutschlands zwecks eines geeigneten Transports des Offshore-Stroms errichtet werden. Weiterhin müssen derartige Netz- und Übertragungsausbauten auch genehmigt werden, was einen zusätzlichen Zeitraum von bis zu mehreren Jahren in Anspruch nehmen würde.
Ebenso ungeklärt ist aber vornehmlich die Frage der Kostenübernahme und -umlage im Falle eines derart umfassenden Verbundnetzausbaus. Ein zusätzliches Problem bei Offshore-Windparks wird neben den Genehmigungen in den zu erwartenden Schwankungen bei der Stromerzeugung aus Windkraft liegen; einerseits aufgrund der unregelmäßigen Windverhältnisse, andererseits im Hinblick auf den gerade im Offshore-Bereich zu erwartenden möglichen Ausfall von Windkraftanlagen bzw. eventuell sogar ganzen -parks. Dadurch müssten zusätzliche Kraftwerke im Standby-Betrieb laufen, um die entstehenden Fluktuationen bei der Stromproduktion in geeigneter Weise ausgleichen zu können.
Es bleibt festzuhalten, dass der zukünftige Netzausbau im norddeutschen Hochspannungsnetz, auch nach Angaben der E.ON Energie AG und der E.ON Netz GmbH, unvermeidlich ist, wobei sich der Umfang bzw. der Aufwand nach den zu realisierenden Kapazitäten richtet. Weiterhin müssen künftig zudem ausreichende additive Regel- und Reserveleistungen aufgrund der stochastischen Unsicherheiten bei der Einspeisung durch Windenergienutzung in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.
Zu berücksichtigen ist ferner die Tatsache, dass einem eventuellen Netzausbau auch technische Grenzen gesetzt sind; die Aufnahme der Energie aus Windkraftnutzung stößt bei den in der einschlägigen Literatur prognostizierten Zuwachsraten im Hinblick auf einen möglichen Netzausbau an technologische Restriktionen, die sowohl regional als auch hinsichtlich der betrachteten Spannungsebene auf unterschiedliche netztechnische Kriterien zurückzuführen sind. Dies sind im einzelnen
- die thermische Überlastung,
- die Spannungsstabilität,
- die Blindleistungsregelung sowie
- die Frequenzstabilität.
So treten beispielsweise die an erster Stelle genannten thermischen Überlastungen auf, wenn die zukünftig eingespeisten Energiemengen aus Offshore-Windenergieanlagen die regional tatsächlich verfügbaren Übertragungskapazitäten des betroffenen Netzes überschreiten würden. Beispielhaft seien in diesem Zusammenhang die Hoch- und Mittelspannungsnetze in den küstennahen Regionen genannt (Literatur).