Die Bundesnetzagentur (BNetzA) veröffentlicht jährlich die einschlägigen Kennzahlen über die eingetretenen Versorgungsunterbrechungen auf dem Stromsektor in Deutschland. Dieser Artikel stellt die neuen Daten von August 2021 für das vergangene Jahr vor.
Die Behörde erhebt diese Kennzahlen bzw. Indizes auf der Basis der gesamten Einzelstörungsdaten bezüglich der gemeldeten Versorgungsunterbrechungen, die der BNetzA im Rahmen der ereignisbasierten Ausfallmeldeprozesse auf gesetzlicher Ebene von sämtlichen Netzbetreibern übermittelt werden. In die Statistik, die von der Agentur seit dem Jahr 2006, pro Netzbetreiber und je Bundesland geführt wird, gehen allerdings nur jene Vorfälle ein, die eine zeitliche Dauer von über drei Minuten haben.
Für die Auswertung sind drei Kenngrößen von Relevanz. Die erste Kennzahl SAIDIEnWG (System Average Interruption Duration Index) gibt die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung je angeschlossenem Letztverbraucher innerhalb eines Kalenderjahres in Minuten an. In die Berechnung dieses Index fließen nur ungeplante Unterbrechungen der Elektrizitätsversorgung ein, die auf atmosphärische Einwirkungen (zum Beispiel Blitzschlag), Einwirkungen Dritter (beispielsweise Vandalismus), Zuständigkeit des Netzbetreibers (zum Beispiel Anlagenausfall oder Schaltungsfehler) und Rückwirkungsstörungen (Kaskadeneffekte durch die beiden vorgelagerten Ebenen der Hoch- und Höchstspannung wie beispielsweise im Rahmen der Emslandstörung) zurückzuführen sind.
Der zweite Wert ASIDIEnWG (Average System Interruption Duration Index) repräsentiert die durchschnittliche Stromunterbrechung je angeschlossener Leistung innerhalb eines Kalenderjahres in Minuten. Die resultierende Größe SAIDIEnWG-Gesamt schließlich ergibt sich als Summe aus dem SAIDIEnWG und dem ASIDIEnWG.
Die Betrachtung bezieht sich auf die Mittel- (< 60 kV, in den Grafiken blau eingefärbt) und auf die nachgelagerte Niederspannungsebene (< 1 kV, in den Grafiken orange eingefärbt), da hier der Großteil der Stromverbraucher aus Industrie, Gewerbe und Haushalt angeschlossen ist. Die nachstehende Abbildung zeigt die bundesweite Entwicklung der letztgenannten Kennzahl für den Zeitraum von 2006 bis 2020 (Quelle: BNetzA).
Zusätzlich zur vorstehenden bundesweiten Erhebung wurden diese Kennzahlen auch für die einzelnen Bundesländer ermittelt, die aus der unten stehenden Grafik ersichtlich sind (Quelle: BNetzA). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die jeweilige bundeslandspezifische Kennzahl nur näherungsweise deckungsgleich mit dem zugehörigen Bundesland ist. Da gemäß Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) die Daten der Stromausfälle pro Netzbetreiber an die Bundesnetzagentur übermittelt werden, können die einzelnen Versorgungsunterbrechungen nur dem jeweiligen Netzgebiet des Netzbetreibers zugeordnet werden. Bewirtschaftet ein Netzbetreiber ein Netzgebiet, das sich in mehr als einem Bundesland befindet, so werden die Störfälle dem Bundesland zugerechnet, in dem der Netzbetreiber seinen Firmensitz hat.