Der Artikel „Biomasse als potenzieller Hauptbestandteil eines erneuerbaren Energiespeichersystems“ befasst sich mit Biomasse als erneuerbarem Energieträger insbesondere im Hinblick auf das gegenwärtig und zukünftig hochinteressante (und vor allem -notwendige) Thema der Energiespeicherung. Voraussetzung hierfür ist jedoch nicht zuletzt, dass dieser Rohstoff auch in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Daher soll in diesem Beitrag das durchschnittliche Biomasseaufkommen in Deutschland beleuchtet werden.
Bei einem Anfall an nicht in der Landwirtschaft benötigtem, untergepflügtem oder auf Feldern verbranntem Stroh in Höhe von ca. 20 Mio. t/a, was isoliert betrachtet bereits eine Deckung des deutschen Primärenergiebedarfs um ca. 2% ermöglichte, und einem jährlichen Aufkommen an biogenen, energetisch verwertbaren Reststoffen und organischen Abfällen von insgesamt etwa 70 Mio. t organischer Trockensubstanz, im besonderen aus Land- und Forstwirtschaft, aber auch aus der Nahrungsmittelindustrie, kommt der Biomasse ein Deckungspotenzial von rund 10% zu.
Im Gegensatz dazu beläuft sich der reelle Biomassebeitrag in der Europäischen Union (EU 15) auf etwa 3%, der gemäß den vorgegebenen EU-Zielsetzungen kurzfristig auf einen Biomasseanteil von insgesamt 8,5% angehoben werden soll. So deckte die EU bereits im Jahr 2005 rund 4% ihres Energiebedarfs mit Biomasse. Bei einer vollständigen Nutzung des verfügbaren Gesamtpotenzials könnte der europäische Biomasseeinsatz kurzfristig von ca. 69 Mtoe (engl.: megatonne of oil equivalent, megatoe; dt.: Megatonne Öleinheiten, wobei 1 toe ≈ 7,3 barrel ≈ 42 GJ) im Jahr 2003 auf etwa 185 Mtoe gesteigert werden.
Die folgende Abbildung zeigt das aktuelle Aufkommen an Biomasse in Form organischer Trockensubstanz, das in der Bundesrepublik zur potenziellen energetischen Verwertung zur Verfügung steht. Von diesen biogenen Roh-, Rest- und Abfallstoffen werden über 60% durch die Landwirtschaft bereitgestellt. Dabei stellen Waldrestholz mit etwa 22%, (Überschuss-)Stroh mit ca. 21%, Gülle mit ungefähr 15% und (Rest-)Hausmüll mit rund 13% nahezu drei Viertel des gesamten bundesdeutschen Aufkommens an biomassebasierten Substanzen dar. Weiterhin fallen etwa 10% Industrie(rest)holz, ca. 9% Altholz, ungefähr 6% Bio- und Grünabfall sowie rund 4% Klärschlamm (kommunal, roh) an.
Betrachtet man die in den vorangegangenen Artikeln der Rubrik „Energiepolitik“ skizzierte Energieproblematik ausschließlich im nationalen Kontext, so bietet sich insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden deutschen Energiebedarfs und der gleichzeitig ansteigenden Rohstoffkosten fossiler Brennstoffe die heimische Nutzung erneuerbarer Energien, im besonderen auch der Biomasse, als denkbare sinnvolle Alternative an.