Im letzten Artikel wurden die theoretischen Grundzüge des Energiehandels skizziert, so dass in diesem Artikel nun die verschiedenen Preissituationen am Terminmarkt vorgestellt werden können. Zugrunde gelegt werden dabei klassische Warentermingeschäfte bezüglich der im vorhergehenden Beitrag angeführten energiemarktrelevanten Commodities, die ihren Liefertermin typischerweise in der Zukunft haben. Die handelsübliche Kaskadierung erfolgt dabei in der Regel in Jahren, Quartalen, Monaten, Kalenderwochen oder kleinstgranular auch in (> 3) Börsentagen.
Am Terminmarkt lassen sich nun im wesentlichen drei unterschiedliche Preiskonstellationen differenzieren. Relevant sind hierbei sowohl der Termin- als auch der Spotpreis für die jeweilige Commodity, das heißt jene Handelspreise, die sich für das entsprechende Produkt aufgrund von Angebot und Nachfrage am Termin- und Spotmarkt ergeben.
Im ersten Fall liegt der Terminpreis über dem zu erwartenden Spotpreis für das jeweilige Handelsprodukt bei Fälligkeit bzw. Verfall des vertraglich vereinbarten Terminmonats. Der Grund, dass die Terminkontrakte preislich höher bewertet werden als die Spotkontrakte, ist darin zu sehen, dass bei ersteren die Lagerkosten für die gehandelten Rohstoffe einschließlich der zugehörigen Peripheriekosten eingepreist sind. (Unter Peripheriekosten sind an dieser Stelle neben den originären Lagergebühren auch Versicherungskosten, Zinsen, Schwund u. ä. zu verstehen.) Diese preisliche Konstellation beschreibt den normalen bzw. steigenden Markt und wird in der Börsensprache auch als „Contango“ bezeichnet. In der Contango-Situation ist die Terminkurve somit typischerweise nach oben gerichtet.
Das genaue Gegenteil des eben betrachteten Falles ist die sogenannte „Backwardation“, die an der Börse auch als Inverted Market („Umgekehrter Markt“) oder Backwardization bezeichnet wird. Entsprechend liegt hier der Terminpreis unter dem zu erwartenden Spotpreis bei Fälligkeit bzw. Verfall des jeweiligen Liefermonats. Als Ursache für den höheren Spotpreis kann die erhöhte Nachfrage nach dem gehandelten Produkt angegeben werden; da der Rohstoff nicht in der Zukunft, sondern zum jetzigen Zeitpunkt benötigt wird, ist der aktuelle Bedarf nach dem Gut und somit der angebotene Warenpreis entsprechend höher als die diesbezügliche Nachfrage in der Zukunft. Gegenteilig zum Contango wird diese Konstellation auch als umgekehrter oder fallender Markt bezeichnet; die Futures-Kurve ist somit typischerweise nach unten gerichtet. (Theoretisch bzw. rein rechnerisch betrachtet setzt eine Backwardation bereits dann ein, wenn die Differenz zwischen Termin- und Spotpreis weniger beträgt als die Lagerkosten für die gehandelte Commodity.)
Die dritte und letzte Preissituation am Terminmarkt ergibt sich, wenn weder Contango noch Backwardation vorherrschen, der Markt also „flat“ ist. In diesem Fall ist der Terminpreis für das Handelsprodukt gleich seinem zu erwartenden Spotpreis bei Fälligkeit bzw. Verfall des vertraglich fixierten Terminmonats. Der Grund dafür liegt in der Tatsache begründet, dass die bewertete Nachfrage gleich den Lagerkosten für die Rohstoffe einschließlich der weiteren Peripheriekosten ist. Diese im Fachjargon als „Indifferenz“ bezeichnete Marktkonstellation beschreibt einen stagnierenden oder konstanten Markt. Entsprechend ergibt sich die resultierende Terminpreiskurve als eine horizontale Konstante. In der marktwirtschaftlichen Praxis ist dieser Fall jedoch nur relativ selten anzutreffen.