von Christian Großner, M.Sc.
Shale Gas ist die große Hoffnung der Gasindustrie. Ausgelöst durch die hohen Zuwachsraten und den scheinbaren Erfolg in den USA werden überall auf der Welt Explorationsbohrungen durchgeführt. Auch in Europa gibt es erste Bohrungen.
Die europäische Erkundung steht erst am Anfang, jedoch gab es die ersten Ideen zur Erschließung dieser Ressource bereits in den 80er Jahren in Großbritannien. Heute gibt es Shale Gas-Erkundungsvorhaben unter anderem in Polen, Schweden, Frankreich und Deutschland.
Im Jahr 2011 veröffentlichte die Energy Information Administration (EIA), Washington, District of Columbia (USA), eine Studie, in der die Shale Gas-Ressourcen in vierzehn Regionen auf der Welt untersucht wurden. In dieser Studie wurden auch die Vorkommen in Westeuropa sowie in Polen geschätzt.
Die Methodik zur Beurteilung und Charakterisierung der Shale Gas-Vorkommen enthält fünf Schritte:
- geologische Untersuchungen zur Charakterisierung der Shale Gas-Becken und Formationen
- die Festlegung der Flächenausdehnung der wichtigsten Formationen
- die Definition des interessanten Bereichs für die Shale Gas-Bildung
- Schätzungen der Shale Gas-Mengen (Gas-in-Place)
- die Berechnung der technisch gewinnbaren Vorkommen
In Westeuropa gibt es zahlreiche Shale Gas-Becken unterschiedlichen Alters. Die gasführenden Schichten werden von einer Vielzahl kleiner und großer Unternehmen untersucht (Bildquelle: Shale Gas Information Platform).
Westeuropa ist eine Region, die im weltweiten Vergleich über nur geringe technisch gewinnbare Shale Gas-Ressourcen verfügt. Ein Grund dafür ist die kleinteilige geologische Gliederung Europas, verglichen mit den Bedingungen in den USA. Da jedoch Tonstein-Formationen verschiedenen Alters in fast allen europäischen Strukturen vorhanden sind, kann davon ausgegangen werden, dass ein relevantes Erkundungspotenzial existiert. Es gilt zu überprüfen, ob dieses Potenzial für die Energiemärkte verfügbar gemacht werden kann.
Die EIA vermutet, dass sich die mit Abstand größten europäischen Vorkommen mit jeweils etwa 5 Billionen m³ in Frankreich und Polen befinden. Weiterhin werden größere Vorkommen in Norwegen und Schweden vermutet. Norwegen verfügt jedoch noch über genügend konventionelle Erdgasreserven. Das Norwegian Petroleum Directorate, Stavanger (Norwegen), teilte im Jahr 2010 mit, dass kein Interesse an Shale Gas-Projekten bestünde, da diese zu teuer seien. Deutschland verfügt nach Schätzungen der EIA über einen eher geringen Anteil von Shale Gas in Höhe von ca. 0,2 Bio. m³.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover, hat im Jahr 2012 eine Abschätzung des Erdgaspotenzials aus dichtem Tongestein in Deutschland vorgenommen. Für die Potenzialabschätzung wurden die Formationen des Unterkarbons, des Posidonienschiefers und des Wealden (Unterkreide) untersucht. Als technisch gewinnbare Mengen werden 0,7 bis 2,3 Bio. m³ bei einem Mittel von 1,3 Bio. m³ angegeben. Hierbei liegt ein Gewinnungsfaktor von 10% zu Grunde. Dieser wurde in Anlehnung an die Produktionsdaten aus den USA gewählt, da in Deutschland noch keine Erfahrungswerte hinsichtlich der Schiefergasförderung bestehen.