von Christian Großner, M.Sc.
Unkonventionelles Erdgas wird schon seit Jahrzehnten in den USA gefördert. Hierbei handelte es sich jedoch zumeist um Tight Gas. Durch die schlechten und fast schon krisenhaften Aussichten der amerikanischen Erdgasförderungen Ende der 70er Jahre wurde auf nationaler Ebene eine Reihe von Initiativen für die Gasversorgung beschlossen.
In Folge dessen wurde durch die US-Regierung Anfang der 80er Jahre eine Steuerermäßigung auf Kraftstoffe aus unkonventionellen Kohlenwasserstoffen erlassen (Section 29 Tax Credit). Dadurch wurden ökonomische Risiken minimiert, mit denen die ersten Förderunternehmen von unkonventionellem Erdgas noch konfrontiert waren. Es war nun auch einfacher, Investitionskapital für die neue Reserve zu beschaffen. Das ökonomisch bislang eher mäßig gewinnbare Gas wurde nun wirtschaftlich interessant.
Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wird in den USA Shale Gas nun auch kommerziell gefördert. Die Shale Gas-Förderungen begründen die höchsten Wachstumsraten in der US-amerikanischen Erdgasförderung und sind gleichzeitig die große Hoffnung für die Zukunft der dortigen Erdgasindustrie. Die Energy Information Administration (EIA), Washington / District of Columbia (USA), geht davon aus, dass im Jahr 2035 etwa die Hälfte des in Amerika geförderten Erdgases aus Shale Gas-Lagerstätten stammen wird.
Als Ergebnis der wachsenden Produktion wird ebenfalls vermutet, dass die USA gegen Ende dieses Jahrzehnts zum größten Nettoexporteur von Erdgas werden. Es besteht allerdings auch vermehrt die Meinung, dass die von der EIA angegebenen Zahlen zu hoch sind. Dies ist in erster Linie auf technische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zurück zu führen. Da die aktuelle Produktion an den ertragreichsten Schieferformationen erfolgt, sind die Schätzungen für die technisch abbaubaren Schiefergasressourcen möglicherweise nicht korrekt.
Die drei wichtigsten Shale Gas-Gebiete in den USA sind das Barnett Shale, das Fayetteville Shale und das Haynesville Shale (Bildquelle: Energy Information Administration).
Auslöser für den Shale Gas-Boom waren neben den technischen Entwicklungen auch der hohe Gaspreis, begründet durch den Rückgang der eigenen konventionellen Erdgasproduktion, sowie eine Gesetzesänderung im Jahr 2005 durch den damaligen Präsidenten George W. Bush. Der erlassene „Clean Energy Act“ ist eine Aufweichung der Umweltauflagen, durch die der Schutz von Trinkwasser und Gewässern bezüglich der Exploration und Förderung von Erdöl und Erdgas aufgehoben wurde (siehe hier).
Folglich wurden immer wieder Fälle von Grundwasserverunreinigungen im Zusammenhang mit Shale Gas-Förderungen bekannt. Brisant ist, dass sich der damalige Vizepräsident Dick Cheney vehement für entsprechende Passagen einsetzte. Cheney war ab 1995 fünf Jahre lang als Aufsichtsratsvorsitzender und CEO der Bohrfirma Halliburton, Houston / Texas (USA) tätig. Es ist also nicht verwunderlich, dass in den letzten Jahren immer wieder Proteste und Kritik an der Shale Gas-Förderung in den USA aufgekommen sind.