Die wichtigste Fragestellung im Zusammenhang mit dem verfügbaren Potenzial einer möglichen Offshore-Windenergienutzung ist jene nach den in dem betreffenden Gebiet vorhandenen Windressourcen. Es gibt darüber hinaus jedoch auch eine gewisse Anzahl weiterer Einschränkungen bzw. Rahmenbedingungen, die das gegebene wie auch das ausbaufähige Standortpotenzial an Windaufkommen vor Ort limitieren können.
Die wichtigsten Parameter, die es bzgl. der Windinfrastruktur zu berücksichtigen gilt, sind der Jahresdurchschnitt der Windgeschwindigkeit, die Wassertiefe und die Entfernung zur Küste neben weiteren Restriktionen wie z. B. den Wellenhöhen, dem Zustand des Meeresbodens oder auch eventuellen anderen Gebietsnutzungen, die die Verfügbarkeit der für die Windenergienutzung in Betracht kommenden Flächen begrenzen können.
Eine gewisse Beachtung sollte auch der Durchführung dieser Windmessungen selbst beigemessen werden, da diese mit einem immensen Zeit- und damit auch Kostenaufwand verbunden sind. So sind einerseits die jeweils geeigneten Stationen festzulegen bzw. zu installieren, von denen aus die Untersuchungen laufen sollen, und zum anderen die einzelnen Messmethoden zu bestimmen, um auf diese Weise verlässliche Aussagen über die Windgeschwindigkeitsverteilung u. ä. relevante Daten zu erhalten. Da die Ergebnisse exakter Messungen der Windgeschwindigkeiten in der Deutschen Bucht der Öffentlichkeit nicht ohne Weiteres kostenfrei zugänglich sind, sollen daher in diesem und in den folgenden Beiträgen neben den zusammengetragenen Einzeldaten weiterhin spezielle Standorte geeigneter Windmessstationen in der Deutschen Bucht sowie einige Methoden zur Windmessung vorgestellt werden.
Messstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Offenbach, und des Instituts für Vogelforschung (IfV), Wilhelmshaven, im Nordseebereich finden sich z. B. auf den beiden Ostfriesischen Inseln Borkum und Norderney sowie auf Helgoland. Notfalls könnten die Winddaten der Insel Helgoland als die am weitesten seewärts gelegene und einzige deutsche Hochseeinsel nach Informationen des DWD zumindest näherungsweise auf die restliche Deutsche Bucht übertragen werden, wobei hier allerdings umfangreiche Abstriche im Hinblick auf lokal unterschiedliche Bodenrauigkeiten bzw. Turbulenzen sowie bzgl. der Windgeschwindigkeitsverteilungen vorzunehmen sind.
Weitere landunabhängige Standorte zur Windmessung im Offshore-Bereich stellen sogenannte Feuerschiffe dar, die teils bemannt, teils unbemannt, die ermittelten Winddaten per Datenfernübertragung (DFÜ) oder Funk an den DWD liefern. Diese Feuerschiffe unterliegen den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen der einzelnen Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter (WSA), damit den hierarchisch übergeordneten Wasser- und Schifffahrtsdirektionen (WSD) und gehören somit den entsprechenden Bundesländern bzw. Regierungsbezirken an.
Im Hinblick beispielsweise auf den bereits vorgestellten Offshore-Windpark „alpha ventus“ (vgl. Art. „Der Nordsee-Offshore-Windpark „alpha ventus““) ca. 45 km nördlich der Nordseeinsel Borkum ist insbesondere das unbemannte Feuerschiff „GW/Ems“ (GW = German Bight Western Approach) zuständig, das im Auftrag des DWD die wesentlichen Messungen hinsichtlich der Windgeschwindigkeiten und -verteilungen für den Windpark bzw. für die Betreiberfirma Deutsche Offshore-Testfeld- und Infrastruktur GmbH & Co. KG (DOTI), Oldenburg, vornimmt.