Im letzten Artikel wurde der IT-Schutz von Kraftwerken vor Cyberbedrohungen thematisiert. Angesprochen wurden dabei mögliche Schutzmaßnahmen auf Basis eines entsprechenden IT-Sicherheitskataloges der Bundesnetzagentur (BNetzA) und des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) speziell für Energieanlagen. In diesem Beitrag soll es nun nicht mehr um eine solche Prävention derartiger Attacken, sondern um die möglichen Folgen und Ausmaße eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls gehen, die in einer umfangreichen Studie des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag eingehend untersucht und beschrieben wurden.
Fällt nicht nur ein, sondern gleich mehrere große Kraftwerke auf einmal aus, so hat dies unmittelbare und mittelbare weitreichende Folgen für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit der in den betroffenen Erzeugungseinheiten kontinuierlich produzierten Elektrizität und Fernwärme sowie der davon abhängigen gesellschaftlichen und lebensnotwendigen Infrastrukturen wie insbesondere Informationstechnik und Telekommunikation, Transport und Verkehr, Dienstleistungs-, Güter- und Lebensmittelversorgung oder Gesundheitswesen. Dabei ist das Ausmaß vor allem in Form der betroffenen Ausfalldauer (kurzfristig z. B. im Sinne eines temporären Schwarzfalls des Stromnetzes infolge eines Erdschlusses, oder aber langandauernd über mehrere Tage oder gar Wochen) sowie der Fläche bzw. Reichweite der vom Netzzusammenbruch betroffenen Gebiete (lokal eingrenzbar oder regional übergreifend bis national ausgebreitet) entscheidend.
Gründe für einen solchen Ausfall dieser sogenannten Kritischen Infrastrukturen (KRITIS) können terroristische Anschläge, Naturkatastrophen oder besonders schwere Unglücksfälle sein, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Doch nicht nur die o. g. Folgen eines solchen Kollaps, sondern auch die finanziellen Schäden sind enorm und werden für die Dauer eines Blackouts von nur einigen wenigen Tagen auf mehrere Milliarden Euro beziffert. Eine meist nur kurzfristig funktionierende Notstromversorgung für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung wie z. B. über entsprechende Notstromaggregate und -kapazitäten ist jedoch fraglich, abgesehen von den im Zuge eines Schwarzfalls überhaupt noch verfügbaren Einspeisepunkten an den teilweise oder gesamthaft kollabierten Versorgungsnetzen.
Möglichkeiten im Zusammenhang mit einer notstromgepufferten Versorgung insbesondere für Einsatzleitstellen, Prozessleitsysteme für Ver- und Entsorgungsnetze, Wasserwerke, Krankenhäuser oder kritische öffentliche Einrichtungen bieten hier eher Batteriespeicher oder Diesel- bzw. Treibstofftanks als (ebenfalls zeitlich begrenzte, in der Regel nur wenige Stunden funktionierende und damit auch nur punktuell entlastende) stationäre oder mobile Netzersatzanlagen für eine temporäre autarke Energieversorgung. Ebenso bietet sich eine Inselnetztauglichkeit der bestehenden dezentralen Stromerzeugungseinheiten oder eine auf regenerativen Energien basierende Eigenstromversorgung zur Stärkung der Resilienz der Strom- und Energieversorgung für eine flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der Gesellschaft mit (lebens-)notwendigen Gütern, Dienstleistungen und Lebensmitteln an. Die zeitliche Funktionsfähigkeit der o. g. Infrastrukturelemente wäre durch die geringen Batterie- und Brennstoffkapazitäten unterbrechungsfreier Stromversorgungs- und netzunabhängiger Eigenstromversorgungsanlagen jedoch begrenzt.
In einer umfassenden Studie wurde das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) mit Beschluss des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung beauftragt, die Folgen eines abrupten und massiven Stromausfalls systematisch zu analysieren sowie die Möglichkeiten und Grenzen des nationalen Systems des behördlichen und operativen Katastrophenmanagements sowie der zugehörigen Sicherheitskonzepte („Wie sicher ist sicher genug?“) zur Bewältigung einer solchen kaskadierenden Großschadenslage in einer modernen, hochtechnisierten und somit in größtem Maße strom- bzw. energieabhängigen Gesellschaft aufzuzeigen. Die einschlägige Untersuchung mit dem Titel „Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen Ausfalls der Stromversorgung“, die angesichts des bestehenden bzw. wachsenden Gefahren- und Katastrophenpotenzials unter anderem auch ein diesbezügliches gesellschaftliches Risikobewusstsein eines solchen Stromausfalls als Auslöser einer möglichen Verbund- bzw. nationalen Katastrophe schaffen möchte, kann unter diesem Link heruntergeladen werden.