Am Standort Wilhelmshaven gibt es im Wesentlichen zwei große Energieerzeugungseinheiten zur dortigen Stromversorgung: zum einen das im vorhergehenden Artikel beschriebene Kraftwerk des deutschen Energiekonzerns E.ON und zum anderen die benachbarte Anlage des französischen Energiekonzerns GDF SUEZ. In diesem Beitrag soll nun der Kraftwerksblock der GDF SUEZ Energie Deutschland AG, Berlin, in seinen wesentlichen Grundzügen skizziert werden.
Es handelt sich dabei um eine mit dem Primärenergieträger Steinkohle betriebene Anlage, die im September 2008 (Grundsteinlegung) im Wilhelmshavener Stadtteil Rüstersieler Groden nördlich des Dampfkraftwerks der E.ON Kraftwerke GmbH erbaut wurde. Die Netzsynchronisation erfolgte im Dezember 2013, seitdem befindet sich der Block im Probebetrieb, wobei im März 2014 erstmalig 100% Volllast erreicht wurden. Nach Unternehmensangaben soll das Kraftwerk zeitnah von der Inbetriebnahmephase in den kommerziellen Betrieb überführt werden.
Das fossil-thermische Kraftwerk soll über eine elektrische Wirkleistung der Dampfturbinen in Höhe von 800 MWel und im Volllastbetrieb über einen Wirkungsgrad von bis zu 46% verfügen, was in erster Linie auf die Verwendung einer neuartigen Stahllegierung namens T24 zurückzuführen ist, die höhere Dampftemperaturen als bei älteren Steinkohlekraftwerken ermöglichen soll. Die Erreichung eines solchen Wirkungsgrades liegt neben dem Kesselstahl des oben genannten Typs jedoch unter anderem auch in der Tatsache begründet, dass aufgrund des direkten Zugangs zum Küstengewässer auf die Errichtung eines normalerweise erforderlichen Kühlturms verzichtet werden konnte.
Durch seine Lage an der niedersächsischen Küste am Deich zum Jadefahrwasser kann das benötigte Kühlwasser somit direkt aus der Nordsee entnommen werden. Ein weiterer infrastruktureller Vorteil ist zudem die Tatsache, dass die großen Seeschiffe mit einer Ladekapazität von bis zu 120.000 t Steinkohle unmittelbar am tiefseefähigen Tidehafen des Jadebusens anlegen können. Die Brennstroffversorgung vor Ort erfolgt über die Niedersachsenbrücke, eine von fünf Großumschlaganlagen des Wilhelmshavener Hafens, die Kohlelogistik wird von der Firma Rhenus Midgard, Holzwickede, übernommen.
Die Einspeisung des erzeugten Stroms erfolgt in die Höchstspannungsebene. Netzbetreiber des angeschlossenen Übertragungsnetzes ist die TenneT TSO GmbH, Bayreuth. Der Schornstein des Kraftwerks ist 177 m hoch. Die Kosten des Projekts betragen mehr als eine Milliarde Euro. Neben GDF SUEZ als Betreiber sind das Schweizer Energieunternehmen BKW Energie AG, Bern, mit 33% sowie die WSW Energie & Wasser AG, eine Tochtergesellschaft der Wuppertaler Stadtwerke, mit 15% an der Anlage beteiligt.
Nähere Informationen zum neuen Dampfkraftwerk in Wilhelmshaven finden sich auf der zugehörigen Internetseite der GDF SUEZ Energie Deutschland AG, Berlin, unter dem Link http://www.gdfsuez-energie.de/de/erzeugung/erzeugungsanlagen/wilhelmshaven. Die beiden unten stehenden Fotos (mit freundlicher Genehmigung der GDF SUEZ Energie Deutschland AG) zeigen die Anlage von der Land- und von der Wasserseite aus.