An der Kaiserschleuse in Bremerhaven steht das Alte Kraftwerk, dessen Funktion und Geschichte in diesem Artikel näher beschrieben werden sollen.
Die damals größte Schiffsschleuse der Welt wurde nach etwa fünfjähriger Bauzeit im Jahr 1897 fertiggestellt und am 23. August im Stadtbremischen Überseehafengebiet Bremerhaven in Betrieb genommen. Die wichtigsten Baumaße der Schleuse waren ihre Gesamtlänge von 223,2 m, ihre Durchfahrtsbreite von 28 m und ihr Tiefgang von 7 m unter Seekartennull (SKN). Die Baukosten betrugen seinerzeit 18,5 Mio. Mark, was umgerechnet etwa 122,2 Mio. € entspricht. Die Kaiserschleuse verbindet zusammen mit der etwas weiter nördlich gelegenen Nordschleuse die Weser mit dem tidenunabhängigen Teil des Bremerhavener Überseehafengebiets, den sogenannten Dockhäfen.
Für den Betrieb der Kaiserschleuse wurde nach ca. zweijähriger Bauzeit ebenfalls im Jahr 1897 ein Maschinenhaus errichtet, dessen dekorative Bauweise im Stil des Historismus gehalten wurde. Das druckwasserbasierte Hydrauliksystem des Bauwerks wurde nach britischem Muster errichtet. Das Kraftwerk deckte sowohl den hydraulischen als auch den elektrischen Eigenbedarf der Schleuse über eine eigene Dampfmaschine, die wiederum zwei gesonderte Aggregate für die Hydraulik und die Stromerzeugung antrieb. Um den notwendigen Prozessdruck auf den abgehenden Rohrleitungen aufzubauen bzw. aufrechtzuerhalten, wurde in den beiden Fachwerktürmen des Schleusenkraftwerks ein entsprechendes Gegengewichtsystem installiert.
Durch die über den Dampf erzeugte hydraulische Kraft wurden die Schleusentore sowie alle anderen bewegbaren Funktionseinheiten der Hafenschleuse wie zum Beispiel Pumpen und Spille betrieben. Darüber hinaus lieferte das Alte Kraftwerk Kaiserschleuse die hydraulische Antriebskraft für den Druckwasserdrehkran an der Westpier des Kaiserhafens I, der mit einem Gewicht von 30 t im Jahr 1899 in Betrieb ging. Mit dem in der Generatoreinheit erzeugten Strom wurde weiterhin erstmals der gesamte Elektrizitätsbedarf für die elektrische Beleuchtung der Seeschleuse sowie der Bremerhavener Hafenanlagen gedeckt.
Da das hydraulische Zuleitungssystem jedoch relativ frostanfällig war, wurde in den fünfziger Jahren sowohl der Betrieb der Kaiserschleuse als auch der o. g. Druckwasserdrehkran des Kaiserhafens I auf einen nunmehr vollständig elektrischen Antrieb umgestellt, so dass das Maschinenhaus, das bereits im Jahr 1910 durch eine größere und leistungsfähigere Anlage ersetzt wurde, seine ursprünglichen Funktionen des Schleusen- und Kranbetriebs verlor. Somit wurde die „Central-Maschinenanlage“, die als Druckwasserzentrale jahrzehntelang Elektrizität und Druckwasser erzeugt hatte, rückgebaut und entfernt.
Das Alte Kraftwerk Kaiserschleuse, das auf dem unten stehenden Foto (Bildquelle: Rembert Satow) abgebildet ist (rechts daneben das neue Schleusenhaus) wurde nach seiner Stilllegung unter Denkmalschutz gestellt, renoviert und dem Förderverein Maritimer Denkmalschutz, Bremerhaven, übergeben. Heute dient es in erster Linie als Besichtigungs-, Ausstellungs- und Veranstaltungsgebäude. Nähere Informationen zum Hafenbauwerk können unter anderem bei der Schifffahrtsgeschichtlichen Gesellschaft Bremerhaven angefragt werden.