Am Standort Cuxhaven hat der Windkraftanlagenhersteller Siemens Gamesa die weltweit größte Produktionsstätte für Windturbinen errichtet, die dort mit einer Nennleistung von 8 MW und mehr für Offshore-Windparks internationaler Auftraggeber wie z. B. Ørsted (Dänemark), Rentel NV (Belgien) oder Vattenfall (Schweden) produziert werden.
Siemens Gamesa Renewable Energy mit Sitz in Zamudio (Spanien) ist mit ca. 25.000 Mitarbeitern einer der international größten Hersteller von Windkraftanlagen, der im April letzten Jahres durch die Fusion des spanischen Windanlagenbauers Gamesa Corporación Tecnológica S. A. mit der Windenergiesparte der Siemens AG, Berlin / München, entstand. Im neuen Werk Cuxhaven sind etwa 1.000 Arbeitsplätze entstanden, insgesamt werden es nach Angaben der Stadt rund 2.000 Stellen in der Region sein. Momentan läuft die Produktionsstätte nach dem planmäßigen Fertigungsstart im Sommer 2017 im sogenannten „Ramp-Up“ noch mit etwa 750 bis 800 Arbeitskräften, ab Herbst wird dann die volle Auslastung erreicht sein.
Siemens hat in das im Jahr 2015 beschlossene Projekt mit einer Fläche von rund 170.000 qm etwa 200 Mio. EUR investiert, das Land Niedersachsen hat weitere 160 Mio. EUR beigesteuert. Der derzeitige Weltmarktführer beim Bau von Offshore-Windturbinen will hier jährlich eine dreistellige Zahl von Windkraftwerken endmontieren. Im Rahmen von Langzeitwartungsverträgen (Long Term Service Agreements, LTSA) mit einer Laufzeit von bis zu einigen Jahrzehnten übernimmt Siemens für die Auftraggeber der projektierten On- und Offshore-Windparks beispielsweise auch die Instandhaltung der Anlagen, die dazu notwendige On- und Offshore-Logistik oder auch die hochmodernen datenbasierten Ferndiagnose- und Monitoringleistungen.
Für die Offshore-Windkraftindustrie hat Cuxhaven ein eigenes Gebiet an der Elbe mit dem Projektnamen „Liegeplatz 9“ als östlichster Liegeplatz der Offshore-Basis Cuxhaven geschaffen, indem Baggerschiffe Sand auf eine Höhe von 6,50 m aufgeschüttet bzw. aufgespült haben. Die Hafenfläche, deren Ausbau allein ca. 65 Mio. EUR an Investitionen veranschlagt hat, umfasst ca. 12 ha und insgesamt fünf hintereinander liegende Liegeplätze insbesondere für die Transportschiffe der Windkraftbauteile. In und neben den Produktionshallen stehen Lastkräne mit einer Tragkraft von mehreren Hundert Tonnen, das Schwerlastterminal kann ein Gewicht von bis zu 8.000 t tragen. Mit dem firmeneigenen Schiff „Rotra Vente“ werden die einzelnen Komponenten für die Offshore-Windanlagen zu ihren Windparkstandorten auf dem Meer transportiert und so die Kosten für den teuren Überland-Transport vermieden.
Auch in Cuxhaven kommt ein neues, ökologisch schonendes Verfahren bei der Grundierung der Windkraftanlagen zur Anwendung. Es handelt sich dabei nicht um die klassische Schwergewichtsgründung (vgl. Art. „Das Gewichtsfundament (Schwerkraftsgründung) für Offshore-Windkraftanlagen I“ f.), sondern es werden leere Tanks an den Tripoden der Fundamente zu Wasser gelassen, die sich komplett mit Wasser auffüllen und durch das dadurch resultierende Eigengewicht die Windkraftanlage fest und stabil am Zielstandort im Meer gründen. Entgegen der herkömmlichen Methoden, die Fundamente der Windturbinen z. B. durch Rütteln oder Rammen in den Meeresboden einzubringen, wird durch diese Gründungsvariante die umgebende Meeresökologie weitestgehend nicht gestört.
Auf dem Hafengelände finden sich im Rahmen strategischen Partnerschaften auch diverse Zuliefererunternehmen, die hier bislang insgesamt 15 Mio. EUR investiert haben. Daneben ist das Schwergutfertigungsunternehmen Ambau mit ca. 250 Arbeitnehmern ansässig, das in seinen beiden Werkshallen Turmsegmente für geplante On- und Offshore-Windkraftanlagen in aller Welt herstellt. Hier werden mehrere Zehntausend Tonnen Stahl pro Jahr verarbeitet, wobei zum Vergleich das Gewicht des Turmes einer mittleren Offshore-Windenergieanlage etwa 300 t beträgt.
Das folgende Foto (Copyright Hartmut Mester) zeigt die östliche Hafenerweiterung der Offshore-Basis Cuxhaven durch die neue Windkraftanlagenfabrik von Siemens Gamesa im September 2017 kurz nach der Fertigstellung des Werks und der Bürogebäude. Im Hintergrund ist die große Produktionshalle der Fa. Ambau zu erkennen.