Großkraftwerk Mannheim Block 9

Im vorangegangenen Artikel wurde der von der EnBW Energie Baden-Württemberg AG betriebene neue Block 8 des Rheinhafen-Dampfkraftwerks (RDK) in Karlsruhe vorgestellt. In diesem Beitrag soll nun der mit diesem weitestgehend baugleiche neue Block 9 des Großkraftwerks Mannheim (GKM) in seinen wesentlichen Eigenschaften beschrieben werden.

Der Block 9 des GKM, dessen Eigentümer die RWE AG, Essen, mit 40%, die EnBW AG, Karlsruhe, mit 32% und die MVV Energie AG, Mannheim, mit 28% Aktienanteil sind, wurde nach rund sechs Jahren Bauzeit mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 1,2 Mrd. € in diesem Jahr fertiggestellt. Im November 2014 erfolgte die Netzsynchronisation sowie die erste Lasteinspeisung in das Höchstspannungsnetz des Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW, Stuttgart.

Ebenso wie die fünf weiteren bis dato noch aktiven Energieerzeugungseinheiten 3, 4, 6, 7 und 8 des Mannheimer Kraftwerkskomplexes wird der neue Block mit dem Primärenergieträger Steinkohle befeuert. Nachdem der Probebetrieb im April erfolgreich abgeschlossen wurde, ist die Anlage nach Unternehmensangaben Ende dieser Woche in den planmäßigen Leistungsbetrieb für die Strom- und Fernwärmebereitstellung übergegangen. Zeitgleich mit dem Ende der Testphase wurden die älteren Blöcke 3 und 4 (jeweils 220 MW) wie geplant vom Netz genommen.

Die Bruttoleistung des neuen Dampfkraftwerks beträgt 911 MWel, davon beläuft sich die Bahnstromleistung für die DB Energie GmbH, Frankfurt a. M., auf 100 MW. Der elektrische Wirkungsgrad im reinen Kondensationsbetrieb (= bei reiner Stromerzeugung ohne Fernwärmeauskopplung) liegt bei bis zu 46,4%, wobei die Anlage über den Mechanismus der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung (ηges ≤ 70%) gleichzeitig zusätzlich rund 500 MWth an Fernwärme erzeugen kann. Die Frischwasserkühlung erfolgt direkt mit Rheinwasser. Der Schornstein des 120 m hohen Bauwerks hat eine Höhe von 180 Metern.

Wie beim RDK 8 ist auch hier die hohe Effizienz insbesondere auf den neuen Hochtemperaturstahl des Dampfkessels der Fa. Alstom, Levallois-Perret (Frankreich), zurückzuführen, mit dem Frischdampftemperaturen von über 600 °C erzielt werden können. Es handelt sich hierbei um einen niedrig legierten Stahl aus dem Werkstoff 7CrMoVTiB10-10 mit der Werksbezeichnung „T24“, der für deutlich höhere Prozessdrücke und -temperaturen entwickelt wurde als die beim Kesselbau verwendeten herkömmlichen bzw. bewährten Stähle wie beispielsweise vom Typ X20CrMoV12-1, die maximale Betriebstemperaturen zwischen 530 und 550 °C zulassen.

Der T24-Stahl, der als Voraussetzung, um im Produktionsprozess die oben genannten hohen Wirkungsgrade von über 46% erreichen zu können, nach europäischen Normen sowie nach Spezifikationen der einschlägigen Überwachungsorganisationen (VdTÜV) hergestellt und verarbeitet wird, wurde auch in den beiden bereits vorgestellten neuen Steinkohle-Kraftwerken RDK 8 und Wilhelmshaven verbaut.

Nähere Informationen über den neuen Dampfturbinen-Block 9 des GKM in Mannheim-Neckarau, der mit seiner Leistung rund 25% des Strombedarfs der Metropolregion Rhein-Neckar decken kann, finden sich auf der Internetseite des Großkraftwerks Mannheim unter dem Link http://www.gkm.de/projekt_block_9/. Das nachstehende Bild zeigt das Kraftwerk von der gegenüberliegenden Rheinseite im Mannheimer Rheinau-Hafen 21, die Abbildung darunter stellt die neue Anlage graphisch dar (Foto- und Bildquelle: GKM AG).