Anhand des US-amerikanischen Spielfilms „Die Glücksritter“ (Originaltitel: „Trading Places“; zu deutsch „Handelsplätze“ oder – in Anspielung auf die Handlung des Films – „Plätze tauschen“) aus dem Jahr 1983 mit Dan Aykroyd und Eddie Murphy in den Hauptrollen soll der Begriff der sogenannten Leerverkäufe verdeutlicht werden.
Das Börsenunternehmen Duke & Duke Commodities Brokers der millionenschweren Brüder Randolph und Mortimer Duke handelt an der Warenterminbörse New York Cotton Exchange im World Trade Center unter anderem mit gefrorenem Orangensaftkonzentrat in Form von standardisierten Warentermingeschäften, sogenannten Futures. Die einschlägige Prognose bezüglich der erwarteten Orangenernte veröffentlicht das Landwirtschaftsministerium jährlich in einem Erntebericht, dem sogenannten Crop Report, die sich je nach weltweitem Ernteausfall in Abhängigkeit der klimatischen Wetterverhältnisse unmittelbar auf den Börsenpreis für Orangensaftkonzentrat als Vertragsgegenstand bzw. Basiswert dieser Warentermingeschäfte auswirkt.
Die Gebrüder Duke beauftragen ihren Mittelsmann, ihnen den kommenden Erntebericht vor seiner offiziellen Verkündigung durch das Ministerium zu liefern, um mit dieser Insiderinformation entsprechend des Ernteverlaufs und damit seiner Preiswirkung auf Orangensaftkonzentrat an der Börse aktiv zu werden und den zugehörigen Marktpreis in die für sie richtige Richtung zu manipulieren. Ihre Gegenspieler und Protagonisten des Films, Louis Winthorpe und Billy Ray Valentine, können diesen abfangen und den Dukes einen von ihnen gefälschten Erntebericht zukommen lassen, der eine schlechte Orangenernte und damit angesichts der Verknappung einen zu erwartenden deutlichen Preisanstieg des Konzentrats vorgibt. In Wirklichkeit soll die diesjährige Ernte jedoch gut verlaufen, so dass der Marktpreis für die Ware aufgrund des Überangebotes sinken wird, was somit jedoch nur Winthorpe und Valentine wissen.
Im Glauben an einen schlechten Ernteverlauf wollen die Duke-Brüder den Preis für gefrorenes Orangensaftkonzentrat künstlich erhöhen und beauftragen dazu ihren Börsenmakler, sich damit laufend und preisunabhängig einzudecken. Der Marktpreis steigt schnell an, da in der Zwischenzeit auch andere Broker das Verhalten der Dukes bemerken und ebenfalls kaufen. Ziel von Duke & Duke ist es, nach der anschließenden Veröffentlichung des Ernteberichts, der infolge des vermeintlich knappen Angebotes von Orangen den Preis noch weiter nach oben treiben würde, die zuvor zu einem günstigen bzw. niedrigen Wert gekauften Futures abschließend wieder zu einem deutlich höheren Preis zu verkaufen und so einen Millionenprofit zu erzielen.
Winthorpe und Valentine warten indes, bis der Preis für das Konzentrat durch das stetige Kaufverhalten der Dukes und der anderen Börsenmakler einen Höchststand erreicht hat und beginnen dann, Leerverkäufe zu tätigen. Ihre Verkäufe finden aufgrund der allgemeinen Kaufstimmung reißenden Absatz, was den Preis für Orangen aufgrund des nun bestehenden (Leer-)Angebotes bzw. der getätigten Verkaufstransaktionen wieder fallen lässt. Das Ziel von Winthorpe und Valentine ist es demnach, durch die stetigen Leerverkäufe den Marktpreis für die Ware zu senken und nach der anschließenden Veröffentlichung des wahren Ernteberichts, der infolge der guten Orangenernte den Preis noch weiter wird fallen lassen, die zuvor zu einem hohen Wert verkauften Futures abschließend wieder zu einem deutlich niedrigeren Preis zu kaufen und so Millionen zu verdienen.
Nachdem dann der Erntereport bzgl. der Prognose einer guten Orangenernte durch den Landwirtschaftsminister offiziell verlesen wird, verfällt der Marktpreis erwartungsgemäß. Um ihrer Lieferverpflichtung nachkommen zu können, können Winthorpe und Valentine nun in aller Ruhe zu diesen Niedrigpreisen günstig kaufen und so ihre durch die Leerverkäufe zuvor eingegangene Shortposition wieder vollständig eindecken. Ihr Gewinn bemisst sich somit als Differenz aus dem initialen Verkauf zum Hochpreis und dem späteren Kauf zum Niedrigpreis, multipliziert mit der von ihnen gehandelten Gesamtmenge an konzentriertem gefrorenem Orangensaft. Auf der anderen Seite schafft es der Makler der Dukes nicht, die über das von der Bank zusätzlich geliehene Kapital zu Börsenbeginn aufgebaute Longposition bis Börsenschluss durch entsprechende Verkäufe wieder abzubauen, so dass das Unternehmen aufgrund des entstandenen Millionenverlusts durch den Preisverfall bankrott geht. Den Verlust der Dukes ergeben somit die Kaufkosten multipliziert mit der von ihnen gehandelten Gesamtmenge an konzentriertem gefrorenem Orangensaft.
Leerverkäufe sind also dem Grunde nach das Gegenteil eines normalen Börsengeschäftes, bei dem die Ware möglichst niedrig gekauft und später wieder möglichst hoch verkauft wird („buy low, sell high“), was auch das Bestreben von Duke & Duke ist. Winthorpe und Valentine hingegen wetten / spekulieren (bzw. wissen durch die Insiderinformation aus dem vor seiner Veröffentlichung eingesehenen Erntebericht) auf fallende Preise: sie verkaufen – ohne im Besitz der Ware zu sein („leer“) – zu einem hohen Wert und kaufen diese Volumina nach dem Preisrückgang bzw. -einbruch durch die Verkündung der guten Ernte dann wieder günstig ein. In beiden Fällen muss die im Rahmen der Transaktion zuvor eingegangene offene Handelsposition (short / long) wieder durch entsprechende Gegengeschäfte für einen Kontenabschluss ausgeglichen werden (flat), um der Lieferverpflichtung zum Erfüllungszeitpunkt des Warentermingeschäfts in der Zukunft (daher der Begriff Future) nachkommen zu können.
Weiterführende Infromationen rund um das Thema Energiehandel finden sich auf dieser Internetseite beispielsweise auch in den Artikeln „Der Strom- und Commodityhandel am Energiemarkt“ oder „Preissituationen am Energieterminmarkt“.